Geschichte der Ortschaft Osterwald

Entstehung des Dorfes

Die Ortschaft Osterwald wird im Jahr 1338 erstmals urkundlich erwähnt. In einem Güterverzeichnis des Grafen Gottfried IV von Arnsberg ist ein Hof erwähnt, der Sundern heißt, „apud Osterwalde“. Aus dem Jahr 1427 existiert dann ein Abgabenverzeichnis, in dem fünf Höfe in Osterwald aufgeführt sind.

Die historische Entwicklung des Ortes

Mit dem 15. Jahrhundert begann für die Bewohner des Dorfes eine Zeit strenger Leibeigenschaft. Alte Urkunden, verschiedene Schatzungen und besonders das „Almische Lagerbuch“ von 1670 belegen die hohe Abgabenlast der Höfe und den Grad der Unfreiheit ihrer Bewohner.

Dieser strengen Leibeigenschaft ist es jedoch zu verdanken, daß der Ort im Laufe der Zeit nicht aufgegeben wurde. Gerade gegen Ende des Mittelalters erzwangen die Pest, Kriegswirren und vor allem eine Klimaverschlechterung die Aufgabe vieler Siedlungen, besonders in den Regionen des oberen Sauerlandes.

Mit der Zuwanderung freier Bürger im 18. und 19. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung Osterwald stetig an. 1874 lebten hier 101 Einwohner in 16 Häusern.

Die Bewohner Osterwalds lebten seit altersher von der Landwirtschaft und von dem, was der Wald hergab. Im 18. und 19. Jahrhundert kamen noch die Arbeit in den entstehenden Schiefergruben und das Hausierertum hinzu. Besonders der Sensenhandel spielte eine gewisse Rolle.

Verkehrmäßig wurde Osterwald recht spät erschlossen. Erst um 1900 erhielt der Ort als letztes Dorf der Landgemeinde Bödefeld eine befestigte Straße, die zum Rimberg führte. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es nur einen Fahrweg entlang des Baches nach Gellinghausen. Diese Abgeschiedenheit mag sicher auch ein Grund dafür gewesen sein, daß die Bevölkerung nur sehr langsam wuchs.

Die Geschichte der Kapelle

Die Ortschaft, die zur Pfarrei Bödefeld gehört, besaß bereits sehr früh eine eigene Kapelle, die dem heiligen Antonius, dem Einsiedler geweiht war. Diese war im Laufe der Zeit jedoch so baufällig geworden, daß sie 1867 abgerissen werden mußte. Die heutige Kapelle entstand in den Jahren 1873/74. Die Glocke ist einige Jahre älter. Sie wurde, wie ihre Inschrift beweist, im Jahre 1745 in Fürth gegossen.

Zur Zeit des 3. Reiches wäre die Glocke beinahe ein Opfer des Krieges geworden. Nur der geringe Materialwert bewahrte die Bronzeglocke vor dem Einschmelzen.

Durch die eingeengte Lage mitten im Ortskern waren bauliche Vergrößerungen der Kapelle nicht möglich. So wird die alte Bausubstanz auch heute noch gepflegt. 1971 erhielt die Kapelle ein neues Dach und Ende der 70er Jahre wurde der Innenraum völlig neu gestaltet. 1990 wurden die Fundamente und die Fugen des Bruchsteinmauerwerkes erneuert und die Kapelle bekam einen neuen Wetterhahn. (Siehe auch hier)

Die Osterwälder Schulverhältnisse

Im frühen 19. Jahrhundert mußten die Osterwälder Kinder bei Wind und Wetter zu Fuß nach Bödefeld zum Unterricht. Seit 1873 besuchten die Osterwälder Schüler dann die neu eingerichtete Schule in Gellinghausen. Der vier Kilometer lange Weg, den die Kinder tagtäglich gehen mußten, heißt heute noch im Volksmund „Schulweg“.

Nach dem Krieg erfüllte sich 1951 endlich der Wunsch vieler Osterwälder. Nach langem Ringen mit der Bezirksregierung bekam der Ort eine eigene Schule. Beim Bau dieser Schule zeigte sich die Solidarität der Dorfgemeinschaft. Fast alle Familien beteiligten sich mit Hand- und Spanndiensten bei der Errichtung des Gebäudes.

Bis ins Jahr 1970 konnten die Osterwälder Kinder nun die Schule im eigenen Dorf besuchen. Dann jedoch erzwang die einsetzende Schulreform die Auflösung der einklassigen „Zwergschule“. Heute besuchen die Osterwälder Schüler die Grundschule in Bödefeld und die Haupt- bzw. Realschule in Fredeburg oder das Gymnasium in Schmallenberg oder Meschede.

Der Wasserbeschaffungsverband Osterwald

Nach der Schließung der Schule wurde das Gebäude für Wohnzwecke umgebaut. Für ihre Eigenleistung beim Bau der Schule bekam die Dorfgemeinschaft einen Teil des Verkaufserlöses zurück. Dieses Geld bildete den Grundstock für ein neues Projekt, das allen Bewohnern des Ortes dient: die Dorfwasserleitung.

Zu diesem Zweck wurde 1973 der Wasserbeschaffungsverband Osterwald gegründet. Die Bauarbeiten für die eigenständige zentrale Wasserversorgung für das ganze Dorf wurden in den Jahren 1974 und 1975 durchgeführt.

Heute speisen fünf Quellen einen Hochbehälter, aus dem das gesamte Dorf mit einwandfreiem Trinkwasser und im Brandfall auch mit ausreichend Löschwasser versorgt wird. (Siehe auch hier)

Der Dorfverein Osterwald

Einige Jahre nach Abschluß der Arbeiten für die Wasserleitung stellte sich die Dorfgemeinschaft eine neue Aufgabe. In monatelanger Arbeit wurde ein Kinderspielplatz und eine Blockhütte mitten im Dorf errichtet.

Träger dieser Einrichtungen ist der „Dorfverein Osterwald e.V.“. Unter seiner Federführung wurden im und um das Dorf herum manche Projekte verwirklicht. Als Beispiel hierfür sei nur die Wiedererrichtung des alten Wegekreuzes an der Straße nach Bödefeld und die Errichtung und Unterhaltung von 34 Ruhebänken an den Wanderwegen rund um Osterwald angeführt. Nach der Schließung der einzigen Gaststätte im Dorf, die bis dahin einen zentralen Punkt für das dörfliche Leben darstellte, nahm der Dorfverein sein bisher ehrgeizigstes Projekt in Angriff. Er mietete eine leerstehende Scheune im Dorfmittelpunkt an und baute diese in Eigenleistung zu einem Dorfgemeinschaftshaus um.
In diesem, „Niggus Scheune“ genannten Haus finden seit 1994 alle öffentlichen Aktivitäten der Dorfgemeinschaft statt. In Ermangelung einer Gaststätte findet hier auch an jedem Sonntag ein Frühschoppen für die Vereinsmitglieder statt, der von den Vereinsmitgliedern in eigener Regie organisiert wird. (Siehe auch hier)

Das Osterwälder Wappen

Wappen vom Osterwald

Im Zuge der Gründung des Dorfvereins wurde ein Symbol für die Einheit und das Selbstverständnis des Dorfes gesucht. Als Ergebnis entstand das Osterwälder Wappen, dessen Träger der Dorfverein ist. Das Wappen symbolisiert die vier Grundpfeiler des dörflichen Lebens. Im ersten Feld oben links ist der hl. Antonius als Patron der Dorfkapelle dargestellt. Daneben befindet sich ein Bild der Kapelle inmitten der Mittelgebirgslandschaft als zentraler Punkt der dörflichen Gemeinschaft. In den unteren Feldern sind die Forstwirtschaft und die Landwirtschaft als frühere Haupterwerbsquellen der Dorfbewohner dargestellt.

Partnerschaften

Bei seiner Gründung im Jahr 1982 forschte der Dorfverein Osterwald in ganz Deutschland nach Ortschaften mit gleichem Namen. Es wurden neben einer Ortschaft Osterwald in Oberbayern mehrere Ortschaften gleichen Namens in Niedersachsen ausgemacht. Insbesondere zu zwei dieser Orte, nämlich Osterwald in der Grafschaft Bad Bentheim und Osterwald, Salzhemmendorf bestehen seitdem partnerschaftliche Bindungen.

Namentlich zu letztgenanntem Osterwald hat sich in den letzten Jahren eine freundschaftliche Beziehung mit regem Kulturaustausch entwickelt. Kommissionen aus beiden Ortschaften besuchen sich regelmäßig zu den verschiedensten kulturellen und gesellschaftlichen Anlässen.

Das gesellschaftliche Leben und Brauchtum in Osterwald

Wie es bereits früher war, so kommt auch heute das gesellschaftliche Leben im Ort nicht zu kurz. Es gibt mittlerweile jedes Jahr sechs feststehende Feiern. Dies sind:

  • die traditionelle Kirmes (Patronatsfest), die am 17. Januar gefeiert wird
  • die Maiwanderung an Christi Himmelfahrt
  • das Sommerfest am vorletzten Ferienwochenende der Sommerferien
  • das Kartoffelbraten Ende September/Anfang Oktober
  • die Nikolausfeier Anfang Dezember
  • der Silvesterball zum Jahreswechsel

Weiterhin sorgt der Dorfverein auch für die Erhaltung alter Traditionen, wie das Neujahrssingen, das Dreikönigssingen, den Fastnachtsumzug und das Aufbauen und Abbrennen des Osterfeuers. Es ist ein Anliegen der Dorfgemeinschaft, daß diese Aktivitäten auch in Zukunft Bestand haben werden.

Die dörfliche Entwicklung in der Neuzeit

Im Zweiten Weltkrieg hat Osterwald schwer gelitten. Fünf Häuser wurden in Brand geschossen und völlig zerstört. Im Krieg und in den schwierigen nächsten Jahren bewährte sich die Dorfgemeinschaft als Notgemeinschaft. Sie leistete uneigennützige Hilfe beim Wiederaufbau der zerstörten Häuser, beherbergte die Ausgebombten und zahlreiche Flüchtlinge aus dem Osten und dem zerstörten Ruhrgebiet.

Nach dem Krieg gab das 1949 errichtete Sägewerk Schleifenbaum vielen Osterwäldern Arbeit und Brot. Nach dem zerstörenden Brand im Jahr 1963 gingen viele der Arbeiter nach Bödefeld zum dortigen Schwesterbetrieb. Einige Osterwälder arbeiteten zudem in den umliegenden Waldungen und in den Schiefer- und Erzbergwerken der Region.

In den 60er Jahren begann sich ein Wandel abzuzeichnen. Die Landwirtschaft wurde unrentabel und in die Forste zogen Maschinen ein.

Einen Ausweg bot der sich langsam entwickelnde Fremdenverkehr. Zunächst zaghaft, dann jedoch immer stärker, wandten sich auch die Osterwälder diesem neuen Wirtschaftszweig zu. Doch erst im Zuge groß angelegter Werbekampagnen und nach dem weiteren Ausbau der Infrastruktur stellte sich der Erfolg ein. Der Ausbau des Wintersportgebietes „Hunau“, die Errichtung des Campingplatzes im Jahr 1969 sowie die Pflege des Dorfes und der Landschaft lockten viele Gäste auch nach Osterwald.
Im Verlauf der 60er und 70er Jahre veränderte sich das Bild des Dorfes gewaltig. In vielen Häusern entstanden Ferienwohnungen, deren Mieter teilweise schon jahrelang nach Osterwald kommen. Auch eine Anzahl neuer Häuser wurde errichtet, die als Altersruhesitz dienen sollen und deshalb zunächst nur als Wochenendhäuser genutzt werden.

Auch diese Entwicklung gab Anfang der 70er Jahre den Ausschlag zur Gründung des Wasserbeschaffungsverbandes und zum Bau der eigenständigen Wasserversorgung, weil die bis dahin betriebenen kleinen Brunnen und Eigenversorgungsanlagen den stetig steigenden Wasserbedarf nicht mehr decken konnten.

Dem Beispiel vieler umliegender Ortschaften folgend, wurde auch in Osterwald ab 1979 ein jährlich stattfindendes Sommerfest gefeiert. Zur Förderung der dörflichen Entwicklung, des Heimatgedankens und des Landschaftschutzes, insbesondere der Pflege und Erhaltung der Gemeinschaftseinrichtungen des Dorfes, wurde 1982 der Dorfverein Osterwald e.V. gegründet. Erstes Projekt des neugegründeten Vereins war die Errichtung eines Kinderspielplatzes und einer Blockhütte für die Durchführung dörflicher Feierlichkeiten. Diese Einrichtungen werden seitdem vom Dorfverein als Vertreter der Dorfgemeinschaft in Eigenleistung gepflegt und unterhalten.

Dem Dorfverein ist es auch zu verdanken, daß das gesellschaftliche Leben in Osterwald nach Schließung der einzigen „Dorfkneipe“ nicht zu kurz kommt. In ca. 6700 Stunden Eigenleistung wurde aus einer ehemaligen landwirtschaftlich genutzten Scheune im Dorfmittelpunkt das Dorfgemeinschaftshaus „Niggus Scheune“ erstellt.

Die Dorfgemeinschaft dankt insbesondere dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe, dem Wasserbeschaffungsverband Osterwald und der Stadt Schmallenberg für ihre finanzielle Unterstützung bei der Verwirklichung dieses Projektes.

Nach den in den letzten Jahren erfolgten und durch finanzielle Unterstützung durch die Stadt und das Amt für Agrarordnung geförderten Maßnahmen zur Einbindung der Ortschaft in das Landschaftsbild, strebt das Dorf nunmehr eine Entwicklung zu einer die dörflichen Strukturen der Region und der gewachsenen Tradition bewahrenden Gemeinschaft an.

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